Koller Einleitung

1 | Textausschnitt aus Koller, Hans-Christoph (2004): Einleitung
Warum die Auseinandersetzung mit Grundbegriffen, Theorien und Methoden der
Erziehungswissenschaft notwendig ist
WerErziehungswissenschaften studiert, möchte in der Regel einen pädagogischen Beruf ausüben.
Die meisten wollen Lehrer und Lehrerinnen werden, andere streben aber auch eine pädagogische
Tätigkeit im außerschulischenBereich an.
Es stellt sich die Frage: W arum sollen für diese Berufstätigkeiten gerade die Kenntnis
erziehungswissenschaftlicher Begriffe, Theorien und Methoden erforderlich sein? Wäre es nichtzweckmäßiger, präzise Anleitungen, eine Art Rezepthandlung für das „richtige“ pädagogische
Handeln zu bieten und die do´s und don´ts aufzuzeigen?
Pädagogische Handlungskompetenz lässt sich nicht inForm von Verhaltensregeln formulieren und
mechanisch anwenden. Dafür gibt es vor allem drei Gründe:
I.

II.

III.

Umstrittenheit des pädagogischen Wissens: Auf Pädagogische Fragen gibt es keineanerkannt richtige Position und Antwort, sondern meistens eine Vielfalt von, oft a uch
gegensätzlichen, Ansichten. Man soll die verschiedenen Ansichten vergleichen und prüfen
und so zu seinemeigenen Urteil kommen. Dies bedarf der Urteilskompetenz.
Einzigartigkeit der Situationen und der Menschen: Kein Kind, Schüler und Lehrer gleicht dem
anderen. Zur pädagogischen Handlungskompetenz zähltdaher auch die Fähigkeit, das
relevante Fach- und Methodenwissen auf die jeweiligen Menschen und Situationen zu
beziehen. Wenn dies Fähigkeit etwas mit dem Verstehen dieser Situation und M enschen zutun hat, kann man sie als hermeneutische Kompetenz bezeichnen.
Zukunftsbezug des pädagogischen Handelns : Der Zukunftsbezug hat zur Konsequenz, dass
die notwendigen Kenntnisse sich auch noch unterheute weitgehend unbekannten
Bedingungen bewähren müssen. Die Fähigkeit, pädagogisch relevantes Wissen auf sich
verändernde und ungewisse Situationen zu beziehen, gehört auch zur pädagogischen...