Eduard Mörike-An Einem Wintermorgen, Vor Sonnenaufgang

Eduard Mörike
An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
Eduard Mörike schrieb das Gedicht 1825. Es zählt zur literarischen Epoche zwischen Romantik und Realismus, der sogenannten Biedermeierzeit. Esweist jedoch noch deutliche Züge der Romantik auf.
1. Formale Analyse

Reime: Es gibt kein einheitliches Reimschema, aber jede Zeile ist gereimt. Umarmende Reime, Kreuzreime und einfacheReime wechseln sich ab.
Metrik: Mörike verwendet hauptsächlich Jamben. In einigen Zeilen kommen auch Daktylen vor.
Kadenzen: Es kommen etwa gleich viele männliche wie weibliche Kadenzenvor.

Durch die Unstrukturiertheit der Reim- und Kadenzfolgen ergibt sich eine ständige Bewegung und Variation des Rhythmus.

2. Rhetorische Figuren und Tropen

Viele rhetorische Figurenerzeugen eine ausgeprägte Bildlichkeit des Gedichtes.
Viele Assonanzen und Alliterationen werden oftmals miteinander kombiniert. Es gibt verschiedene Oxymorone und Metaphern. Auch Wortneubildungen unddie Personifizierung des Morgens verstärken die bildhafte Sprache.

3. Interpretation

Ort und Zeit des Gedichtes sind genau festgelegt, der Erlebende nimmt die Morgen-dämmerung im Winter ausseinem Zimmerfenster heraus wahr. Das Gedicht beschreibt die Zeit zwischen Tag und Nacht. Dabei entsprechen sich die Aussenwelt und die Innenwelt des Betrachters: der äussere Prozess des Hellerwerdensentspricht dem inneren Prozess des Bewusstwerdens.
Verschiedene Sinneswahrnehmungen intensivieren das Erlebnis, Bilder und Klänge halten das Erlebte sprachlich fest.
Die Dämmerung kündigt einen neuenTag an, der Erlebende erwacht. Noch im Halbschlaf gibt er sich den Visionen, Klängen und Bildern des Traumes hin. Eine mystisch-christliche Welt ist verbunden mit Lebenslust. Das Ende des Traums ruftzunächst eine wehmütige, sehnsüchtige Stimmung hervor. Voll erwacht fühlt sich der Erzähler jedoch voller Lebenskraft und inspiriert durch den Sonnenaufgang. Dann aber kommt die Euphorie nochmals...