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Nach seiner Haftentlassung gelang esHitler, die NSDAP unter seine alleinige Kontrolle zu bringen, obwohl sich in Norddeutschland ein starker Parteiflügel unter Gregor Strasser gebildet hatte, der Hitlers Anlehnung an die alten, monarchistischen Machteliten nicht mittragen wollte und einen sozialrevolutionären Kurs sowie eine außenpolitische Zusammenarbeit mit der Sowjetunion befürwortete. Hitler gelang es, Strasser und seineAnhänger, darunter auch Joseph Goebbels, auf seine Seite zu ziehen. Der im Dezember 1926 veröffentlichte zweite Band von Mein Kampf legte die NS-Bewegung endgültig auf antisowjetische Ziele fest: den Kampf gegen den jüdischen Bolschewismus und die Eroberung von Lebensraum im Osten.[66]
Aus dem fehlgeschlagenen Putsch hatte Hitler den Schluss gezogen, dass es die Macht im Staat nicht aufrevolutionärem, sondern auf legalem Weg zu erobern galt. Ihm ging es darum, die Demokratie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen und zu untergraben. Die NSDAP sollte in die Parlamente einziehen, aber ohne dort konstruktiv mitzuarbeiten. Zudem sollte die SA mit spektakulären Aufmärschen, Straßenschlachten und Krawallen die Blicke der Öffentlichkeit auf die Partei und ihren Führer lenken und zugleich die Schwächedes demokratischen Systems offenbaren. Für die späteren Wahlerfolge der Partei waren auch ihre für die damaligen deutschen Verhältnisse völlig neuen Methoden der Werbung und Massenbeeinflussung (→ NS-Propaganda) verantwortlich. Ein Grundstein für den Erfolg dieses Vorgehens war die Fähigkeit Hitlers, massenwirksame politische Reden zu halten. Mit seiner Ruhrkampagne und der Broschüre Der Weg zumWiederaufstieg versuchte er mit zunächst geringem Erfolg, die Unterstützung der Ruhrindustrie zu gewinnen. Bei der Reichstagswahl 1928 errang die NSDAP lediglich 2,6 % der Stimmen bzw. 12 von 491 Mandaten und blieb für die Öffentlichkeit „eine unbedeutende, wenn auch lautstarke Splitterpartei, deren parlamentarische Rolle allenfalls von statistischem Interesse war“.[67]
Eine erste Möglichkeit, inganz Deutschland propagandistisch tätig zu werden, war das 1929 von NSDAP und DNVP gemeinsam initiierte Volksbegehren gegen den Young-Plan, der eine abschließende Regelung der Reparationsfragen zwischen Deutschland und seinen ehemaligen Kriegsgegnern vorsah. Das Volksbegehren scheiterte zwar, aber Hitler und die NSDAP gewannen in den Reihen des nationalistisch-konservativen Bürgertums erheblichan Zustimmung, was sich bei den Landtagswahlen in Thüringen im Herbst 1929 erstmals in einem deutlichen Zuwachs an Wählerstimmen auszahlte. Vor allem konnte Hitler seither auf die publizistische Unterstützung durch das Presseimperium des DNVP-Vorsitzenden Alfred Hugenberg setzen. Dieser sah – wie zuvor Ludendorff und später Papen – in Hitler und der NSDAP nur willige, lenkbare Instrumente, um...
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