Exposé: Der Essay, Die Intermedialität Und Roberto Bolaño
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Der Essay ist normalerweise – für unser Verständnis – eher reine Textsorte und Gattungsbegriff, und wird deswegen hauptsächlichim Bereich der Literatur, der Prosa und Fiktion, angesiedelt. Laut Duden ist ein Essay eine ”Abhandlung, die eine literarische oder wissenschaftliche Frage in knapper und anspruchsvoller Formbehandelt.“1 Lateinamerika hat jedoch eine andere Sicht und ein anderes Verständnis für den Essay. Dort ist er nicht nur reine Gattungsform, sondern auch literarisch-künstlerischer Ausdruck und in den damitverbundenen Fachgebieten zu Hause. Viele der bis Heute publizierten Texte entspringen der Feder von Essayisten, und jene Texte sind es, die die Literatur- und Medienlandschaft Lateinamerikas wesentlichgeprägt haben. Der Essay wird hier vom reinen Formmerkmal zum Ausdruck der Subjektivität, ja, zur Form des Denkens. Der Essayist ist um seine Subjektivität bemüht, diese Methodik beginnt somit beimEinzelnen und geht dann in das Allgemeine über. Es wird keine reine Abhandlung verfasst, sondern die Eindrücke und Gedanken des Autors werden vom Leser zur Beobachtung preisgegeben. Dies schafft einkomplett anderes Verhältnis zum Leser, Autor und Text scheinen ihn so regelrecht miteinzubeziehen. Diese Komplizenschaft zwischen Essayist, Text und Leser ist das Ziel des lateinamerikanischen Essays.Die Verknüpfung mit anderen Medien in der Literatur ist heutzutage nur all zu selbst- verständlich, um die mediale, mentale und kulturelle Konstruktion, die Realität genannt wird, darzustellen. Textist hier in erster Linie ein mediales Produkt, das durch das Spiel des Autors den kommunikativen Wert, vielleicht sogar als Ware, vermittelt. Die Literaturwissenschaft bezeichnet unter Intermedialität”den Bezug eines oder mehrere Texte auf andere Medien oder auf in anderen Medien verfasste bzw. ausgeformte Texte.“2 Roberto Bolaño, Essayist und Zeitgeist, verbindet dies nun zu einem Symposium,...
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