Transkulturalitaet

Páginas: 40 (9802 palabras) Publicado: 6 de abril de 2011
TRANSKULTURALITÄT - DIE VERÄNDERTE VERFASSUNG HEUTIGER KULTUREN Ein Diskurs mit Johann Gottfried Herder Wolfgang Welsch

Wer heute Philosophie lehrt, gibt dem andern Speisen, nicht, weil sie ihm schmecken, sondern um seinen Geschmack zu ändern. Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, 1931

Als ich das Konzept der Transkulturalität vor einigen Jahren ausarbeitete, ging ich von einereinfachen 1 Frage aus. Ich hatte den Eindruck, daß unsere gängigen Kulturbegriffe auf ihren Gegenstand, die heutigen Kulturen, nicht mehr passen. Umgekehrt gesagt: Unsere Kulturen scheinen mir heute eine Verfassung aufzuweisen, die anders ist, als unsere Kulturbegriffe sie behaupten oder suggerieren. Sollte dies zutreffen, so käme es darauf an, diese Begriffe zu verändern, eine neue Konzeptualisierungvon Kultur zu erarbeiten. Nicht jedermann hält diese Konsequenz für angezeigt. Manche Kulturphilosophen halten lieber weiterhin an ihren gewohnten Begriffen fest und sagen, wenn die Wirklichkeit diesen sich nicht fügt: "umso schlimmer für die Wirklichkeit". Ich schlage den umgekehrten Weg ein. Ich suche einen Kulturbegriff, der deskriptiv der Verfassung unserer heutigen Kulturen angemessen ist undder darüber hinaus 2 auch den normativen Erfordernissen der Gegenwart Rechnung zu tragen vermag. Was meine ich - vorab erläutert - mit `Transkulturalität'? Die Kulturen - und dabei habe ich zuerst einmal Kulturen westlichen Typs im Auge - weisen heute eine Verfaßtheit auf, die den alten Vorstellungen geschlossener und einheitlicher Nationalkulturen nicht mehr entspricht. Sie haben nicht mehr dieForm homogener und wohlabgegrenzter Kugeln oder Inseln, sondern sind intern durch eine Pluralisierung möglicher Identitäten gekennzeichnet und weisen extern grenzüberschreitende Konturen auf. Insofern sind sie nicht mehr Kulturen im hergebrachten Sinn des Wortes, sondern sind transkulturell geworden. Transkulturalität - dieser etwas barocke und zugleich technische Ausdruck - will anzeigen, daßsich die heutigen kulturellen Formationen jenseits der klassischen Kulturverfassung befinden und 3 durch die klassischen Kulturgrenzen wie selbstverständlich hindurchgehen, diese überschreiten. 1 Die entsprechenden Vorträge von 1991 sind abgedruckt als "Transkulturalität - Lebensformen nach der Auflösung der Kulturen" (in: Information Philosophie, Heft 2, 1992; erweiterte Fassung in: Dialog derKulturen. Die multikulturelle Gesellschaft und die Medien, hrsg. von Kurt Luger u. Rudi Renger, Wien 1994) Man wird sehen, daß es dabei nicht um begriffliche Glasperlenspiele geht, sondern daß eine solche begriffliche Revision pragmatisch folgenreich ist. Beispielsweise dürfte sich ein guter Teil der Kritik, die manche an den Phänomenen der heutigen Kultur zu üben gewohnt sind, bzw. derUnerträglichkeiten, die sie ihnen anlasten - man spricht beispielsweise von Kulturdiffusion und Kulturnivellierung - schlicht aus der Obsoletheit der dabei in Anspruch genommenen Begriffe erklären. Man lehnt ab, was man aufgrund überholter Kategorisierungen nicht zu begreifen vermag. Ich muß gestehen, daß ich den Terminus `Transkulturalität' für neu hielt, als ich die Arbeit an diesem Thema begann.Transversalität - wovon ich bislang nur im Blick auf Vernunftfragen gesprochen hatte (erstmals: Verf., Unsere postmoderne Moderne, Weinheim 1987, Kap. XI; zuletzt: ders., Vernunft. Die zeitgenössische Vernunftkritik und das Konzept der transversalen Vernunft, Frankfurt a.M. 1994) - nun auch in der Kulturtheorie - das war meine Idee. Inzwischen weiß ich, daß `Transkulturalität' - oder zumindest das Adjektiv`transkulturell' - gar nicht so selten ist. Allerdings zielt meine Verwendung des Terminus nicht, wie sonst üblich, auf transkulturelle Konstanten (vgl. zu solcher Begriffsverwendung: Elmar Holenstein, Menschliches Selbstverständnis, Frankfurt a.M. 1985, sowie ders.,
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Die Präzisierung des Konzepts der Transkulturalität, die ich im folgenden vortragen möchte, umfaßt drei Abschnitte. Erstens...
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