Senor

Seminararbeit

Staatlichkeit in Lateinamerika SS2010
Drª Petra Purkarthofer

Geschichte, Dynamik und Zukunft des Landkonflikts in Honduras

Fabian Unterberger
Mat.Nr.: 0548086
Stkz.: 057 390

Inhalt

1.: Einleitung 3
2.: Periode 1: 1823 - 1954 4
3.: Periode 2: 1954 – 1980 7
4.: Periode 3: 1980 - 2002 10
5.: Periode 4: 2002 bis 2010 13
5. Resümee 19
6.: Bibliografie: 21

1.:Einleitung

Honduras kam im Juni 2009 durch den Putsch gegen den gewählten Präsidenten Manuel Zelaya international in die Schlagzeilen. Das bis dahin nur als „Bananenrepublik“ bekannte Land, von dem aus in den 80ern die Contras gegen die sandinistische Regierung in Nicaragua ihre Angriffe lancierten, gilt als eines der ärmsten Lateinamerikas und vereint in sich strukturelle Probleme undWidersprüche, die Zelaya im Begriff war mit einer Politik der Demokratisierung und Sozialprogrammen an der Wurzel zu packen
.
Der Putsch zeigte aber auch den Willen der Oligarchie des Landes, sich diesem Wandel zu widersetzen. Heute scheint es, als hätte sich die Putschregierung konsolidiert, und als wären stabile Verhältnisse wieder hergestellt worden. Die Regierung unter Präsident Porfirio Lobo Sosaunterzeichnete im Mai 2010 den Acuerdo de Asociación mit der Europäischen Union, die dem Land im Rahmen des PASS-Programms im Aufbau eines starken Sicherheitsapparats mit 44 Millionen unter die Arme greift.
Und doch: weit davon entfernt demokratische Verhältnisse etabliert zu haben, hat die unter dem Putschregime von Roberto Micheletti gewählte und von dessen Günstling Lobo geführte Regierungdie strukturellen Probleme des Landes unter einer Decke aus Repression und Kontinuität versteckt. Dass diese Probleme sich seither deutlich zugespitzt haben, geht aus den Berichten internationaler Menschenrechtsorganisationen hervor, auf die in dieser Arbeit verwiesen wird.

Eine der Achsen dieser strukturellen Probleme und vielleicht sogar deren treibende Achse stellt der Landkonflikt dar.Dessen historische Kontinuität und gleichzeitig schreiende Aktualität sind Gegenstand dieser Arbeit.
Um die Dynamik des Landkonfliktes herauszustellen, wurde seine Geschichte hier in vier Perioden unterteilt, die aufgrund des Wechselspiels zwischen den Mobilisierungen der Landbevölkerung bzw. strukturellen Veränderungen des Agrarsektors und der Zusammensetzung des Machtblocks bzw. der Ausgestaltungvon Staatlichkeit abgegrenzt werden können. Die Breite des zeitlichen Ausschnittes geht dabei leider auch zu Lasten der inhaltlichen Tiefe, um die Dynamik des Konflikts zu fassen ist eine umfassende zeitliche Abdeckung aber unerlässlich.
Abschließend soll in einem Resümee über mögliche Zukünftige Entwicklungen und Perspektiven der Bewegung der campesinos reflektiert werden.
2.: Periode 1: 1823- 1954

Nachdem Honduras 1823 die Last der spanischen Krone abwarf und die Unabhängigkeit erkämpfte, erlebte es eine erste Phase des politischen Liberalismus und der Konstitution als Republik nach französischem Vorbild. Die Reformen blieben allerdings auf politische Reformen beschränkt, die koloniale Sozialstruktur im Wesentlichen erhalten (vgl. Molina Chocano 2008 [1976]). Honduras bliebbestimmt durch „[…]intense regionalism, lack of national integration and almost constant foreing intervention […]” durch Guatemala und El Salvador (Sieder 1995: S. 103).
Nach der liberalen Revolution in Guatemala installierte der guatemaltekische Präsident Justo Rufino Barrios 1876 den ihm ideologisch nahe stehenden Marco Aurelio Soto als Präsident von Honduras, und leitete damit die zweite Phase deshonduranischen Liberalismus ein. Dieser begann damit, eine kapitalistische Entwicklung anzuregen und die Spuren der kolonialen Vergangenheit zu beseitigen (vgl. Molina Chocano 2008 [1976]: S. 24-34). Inspiriert von Auguste Comte baute sein gobierno scientífico (vergleichbar mit Mexico unter Porfirio Diaz) die Souveränität des Staates aus, welcher als zentraler Agent für die Entwicklung und den...